Die traurigste Taxifahrt meines Lebens
01.12.2020 | Party
Svea Mausolf über die Monkey Bar, Im Klapperhof 22-24 und Bobby’s Bar, Im Klapperhof 41
Als ich Anfang März mein Nachtleben zu Grabe tragen musste, war ich ohne Halt. Jeder Freitag war nur ein weiterer Stich ins Herz, jeder „Cosmopolitan" aus einem Rest Guavensaft und Steppenwolf vom Kiosk sperrte mich tiefer in die Kerker meines gebrochenen Herzens… Dann die lang ersehnten Lockerungen. Klar hab ich mich gefreut, aber war es wirklich so wie früher? Wenn der Köbes sich bei dir bedankt, weil es dich gibt, anstatt dir mit dem Ring eine zu geben, weil du zu frech warst, kann nichts richtig sein. Und wenn es im Brauhaus so still und andächtig ist wie in der Kirche, ist alles falsch. Dann kam erstmal die Hitze des Sommers und mit ihr die erweiterte Außen-Gastronomie. Doch dieser Traum ist jetzt geplatzt....
Es ist Anfang Oktober, der Herbst ist da und ich kann einfach nicht anders als mich fragen: Was ist noch übrig vom Kölner Nachtleben? Wie hoch sind die Trümmer?
Wie nie zuvor bin ich bereit neue Wege zu gehen. Dream big, dachte ich, als ich im strömenden Regen am Friesenplatz stand und durch die beschlagenen Scheiben des Starbucks schaute. Mindestens 50 Teenager, die alle Spaß hatten und nicht mal Yasmin wurde wegen ihrer dreckigen Airforce 1 gemobbt. Kann das sein? Ein kleines Licht in einer so dunklen Welt?
Mein Weg führte mich allerdings eine Straße weiter, ins Gereons-Viertel. Ich war aufgeregt. So eine Gated-Community für Super-Reiche ist ein gefährliches Pflaster für eine Proletarierin wie mich. Mit zitternden Knien schaute ich die Fassade des 25h-Hotels hinauf, „The Circle“ nennen Kenner diesen Rundbau des Wirtschaftswunders. Außen Marmor, innen auch und ganz oben, in der 8. Etage, meine blaue Blume, die Monkey Bar. Durch die Eingangstür sah man einen Bildschirm mit der Wartezeit. 40 Minuten. Na gut, ich hab schon länger gewartet, zum Beispiel auf meine Pizza bei Enzo. Ich musste einfach herausfinden, ob oben der YouTube-Mix „Relaxing House Music for studying“ oder „Rainy Jazz: Relaxing Jazz for chillout“ läuft. Mit unserem Anfänger-Charme wendeten wir uns zuerst an die freundliche Dame an der Rezeption, die uns erklärte, dass wir uns da drüben anmelden müssen, um ganz nach oben zu kommen. Im gleichen Atemzug und mit zusammengekniffenen Augen machte sie uns allerdings auch klar, dass es wahrscheinlich heute nicht klappen wird. Na toll, schon vorm Türsteher von der Hotel-Rezeptionistin gebounced. Der Sven Marquard von Köln wartete schon auf uns, um uns mit den folgenden Worten zu begrüßen: „LOL seid ihr dumm, 1,5 Stunden Wartezeit ihr Deppen, glaubt ihr, ihr könnt hier einfach reinmarschieren und euch oben hinsetzen, ne ne, guckt mal die ganzen People hier warten auch.“ Die Hotellobby war voll mit Girls, die nach ihrer anstrengenden Schicht bei Zara einfach mal die Seele baumeln lassen wollten, denn egal, wer dir das Herz gebrochen hat und wie lange es dauert bis es heilt, du schaffst es niemals ohne deine Freundinnen. Mit leiser Stimme fuhr er fort: „ Aber ich geb euch einen Tipp, Harrys New York Bar im Dorint Hotel. Viel besser, meine Meinung, ganz persönlich, aber nichts gegen den Laden hier, ist ja KLAR!“ Als er mir zuzwinkerte dachte ich, vielleicht ist es doch Zeit, das ganze Nachtleben endgültig an den Nagel zu hängen, um endlich Polizistin zu werden, wie mein Vater es immer wollte…
Draußen regnete es immer noch und ich kämpfte gegen den Impuls sofort mit der nächsten Rikscha zum Dorint zu fahren, als ich im Dunklen der Nacht ein weißes Licht sah. Bobby’s Bar leuchtete an einer Häuserecke. Das Logo sah genauso aus wie das von Bruno Banani und der Türsteher wie eine gut gealterte Mischung aus allen bisherigen Kandidaten vom Bachelor. Und wenn sich das McFit-Abo für irgendwen gelohnt hat, dann für die beiden Barkeeper. Der Türsteher in seinem schönen beigen Anzug lässt uns sogar rein, weil wir die ersten Gäste sind, oder sollte ich sagen V.I.P.s? Bobby ist übrigens der berühmteste Rosenverkäufer der Stadt und diese Bar die Erfüllung eines ganz großen Traums. Weil ich so experimentierfreudig drauf war, habe ich unseren süßen Kellner gebeten mir von den 6 Signatur-Drinks auf der Karte einen auszusuchen. Klar echte Geschäftsmänner nehmen dann den für 12,90 €, statt den für 9,90 €, das war abzusehen, nicht aber der Drink. „Harte Nuss Sour“ ein Sour mit Haselnussschnaps, wer sich nicht vorstellen kann wie das schmeckt, muss sich einfach ein Nutellabrot mit zwei Zitronenscheiben vor Augen rufen und genießen. Ganz klar ein Drink der Kategorie „Girly“, also Pluspunkt für den Service, dass ich nicht für einen Mann gehalten wurde. Denn offen gestanden, viele Frauen sieht man in dieser Bar nicht. Uns gegenüber saßen irgendwann 8 Männer und dank meiner guten Menschenkenntnisse konnte ich denen ihre Berufe an der Nasenspitze ablesen, also der Reihe nach: Versicherungskaufmann, Bankkaufmann, Betriebswirt, Personaltrainer, Verwaltungsfachangestellter, Fachlagerist und Fahrkartenkontrolleur, alle Single und jedes Wochenende in Bobby’s Bar, um wirklich sicherzugehen, dass sie auch Single bleiben. Dann wurde alles schwarz um uns herum und von der Faschisten-Warn-App auf meinem Handy bekam ich die Benachrichtigung, dass ich eine Risiko-Begegnung habe, Achim v. M. aka „Kölsche Jung“ kam rein. Milieugröße, Puffgänger, YouTuber und Gründungsmitglied vom Begleitschutz Köln e. V., die nach Silvester-Gate 2015/16 als Bürgerwehr durch die Altstadt patrouilliert sind. Wenn so jemand reinkommt, ist es ein klares Zeichen schnell zu gehen, bevor er dir sein Instagram-Bild mit Pietro Lombardi in der Rolex-Kurve zeigt. Aber wohin soll er auch gehen, jetzt wo das Pascha dicht machen musste?
Und draußen? Ja, da regnet es immer noch, und ganz ehrlich, in mir drinnen hat es auch angefangen zu regnen, aber heftig. Mit gesenktem Kopf und durchweichter Übergangsjacke über die Friesenstraße stolpern, schlimmer geht es eigentlich nicht. Im Päffgen war schon letzte Runde, fürs La Bodega bin ich nicht cool genug und vorm Irish Pub war eine extrem lange Schlange, aber ich glaube das war ein Bug, weil wer geht noch in Irish Pubs? Der einzige Ort, wo Platz für uns war, war unter einem Dachvorsprung neben dem Irish Pub. Dort haben E-Girls, die nicht mehr in die Lesbenbar reingekommen sind, TikToks gedreht. Und ich? Nur mit letzter Kraft konnte ich die Tränen zurückhalten. Was dann kam, war die traurigste Taxifahrt meines Lebens, das Radio war aus, aber in meinem Kopf lief „Fast Car“ von Tracy Chapman und die Regentropfen an der Scheibe erinnerten mich an jeden Fehler, den ich jemals begangen habe.
Wir waren auf dem Weg ins Image. Ob das Image geöffnet hat, erkennt man übrigens daran, dass es von außen so aussieht als wäre es geschlossen. Diese ausgeklügelte Taktik hält auch das Corona-Virus davon ab, reinzukommen. Falls es doch mal reinkommt, wird es direkt durch den dichten Zigarettenrauch abgetötet. Hier steht das L bei den AHAL-Regeln auch nicht für „Lüften“, sondern für „Loser“. Was soll ich sagen, da fühlt man sich direkt geborgen. Wirklich nichts sagt „zuhause“ wie ein Anschiss von Vivienne, weil man nicht vernünftig Hallo gesagt hat. Und Leute, da müsst ihr aufpassen, das ist ganz dünnes Eis, das passiert euch einmal, aber kein zweites Mal. Dann kam auch schon die erste Runde Kölsch und alle Sorgen waren verflogen. Ich dachte, vielleicht sind unsere Fehler das, was unser Schicksal ausmacht. Wie wäre unser Leben ohne sie? Wenn wir niemals vom Kurs abkämen, würden wir uns möglicherweise nie verlieben oder Kinder kriegen oder sein wer wir sind. Schließlich ändern sich die Jahreszeiten und die Stadt verändert sich auch. Leute kommen in dein Leben und gehen wieder, aber am Ende tut es gut zu wissen, dass man die Dinge, die man liebt, für immer in seinem Herzen trägt. Ich wusste das ist nicht die letzte Runde Kölsch… Da war ich mir ganz sicher…
In Worte zu fassen, was dann passiert ist, raubte mir tagelang den Schlaf. Ich musste mich zurückziehen und ganz tief in mich hineinhören, um überhaupt zu verstehen, dass das, was da passiert ist, Wirklichkeit war. Na gut, ich sags, im Image war das Bier leer, nicht nur das Kölsch, sondern auch das Pils im Kühlschrank, einfach alles. Nach den vielen Schlappen der Nacht hätte mich das eigentlich nicht mehr überraschen dürfen. War das der Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt? Die einzigen Alternativen für Bier im Image sind ein erlesener Wein aus Ba-Wü und KraWaKo, das ist Kranwasser-Korn, die “Skinny Bitch” für den kleinen Mann, der von Kohlensäure immer sofort Sodbrennen kriegt. Nach einer Flasche Wein war alles verziehen und ich war sicher, dass wenn ich das nächste mal komme, das Fass wieder voll ist. Kann ja mal passieren. Und das sag ich jetzt in lieb, aber das mach ich nicht nochmal…
Nach dieser Nacht habe ich eine Woche geweint und dann realisiert, dass ich doch noch Glauben habe, Glauben an mich selbst und den Glauben daran, dass es eines Tages wieder bergauf geht. Vielleicht muss man zurücklassen wer man war, um zu werden, wer man ist. Und überhaupt, Computer stürzen ab, Menschen sterben, Beziehungen gehen kaputt. Das beste was wir machen können ist durchatmen und neu starten, irgendwann in 2 Jahren.
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Es ist Anfang Oktober, der Herbst ist da und ich kann einfach nicht anders als mich fragen: Was ist noch übrig vom Kölner Nachtleben? Wie hoch sind die Trümmer?
Wie nie zuvor bin ich bereit neue Wege zu gehen. Dream big, dachte ich, als ich im strömenden Regen am Friesenplatz stand und durch die beschlagenen Scheiben des Starbucks schaute. Mindestens 50 Teenager, die alle Spaß hatten und nicht mal Yasmin wurde wegen ihrer dreckigen Airforce 1 gemobbt. Kann das sein? Ein kleines Licht in einer so dunklen Welt?
Mein Weg führte mich allerdings eine Straße weiter, ins Gereons-Viertel. Ich war aufgeregt. So eine Gated-Community für Super-Reiche ist ein gefährliches Pflaster für eine Proletarierin wie mich. Mit zitternden Knien schaute ich die Fassade des 25h-Hotels hinauf, „The Circle“ nennen Kenner diesen Rundbau des Wirtschaftswunders. Außen Marmor, innen auch und ganz oben, in der 8. Etage, meine blaue Blume, die Monkey Bar. Durch die Eingangstür sah man einen Bildschirm mit der Wartezeit. 40 Minuten. Na gut, ich hab schon länger gewartet, zum Beispiel auf meine Pizza bei Enzo. Ich musste einfach herausfinden, ob oben der YouTube-Mix „Relaxing House Music for studying“ oder „Rainy Jazz: Relaxing Jazz for chillout“ läuft. Mit unserem Anfänger-Charme wendeten wir uns zuerst an die freundliche Dame an der Rezeption, die uns erklärte, dass wir uns da drüben anmelden müssen, um ganz nach oben zu kommen. Im gleichen Atemzug und mit zusammengekniffenen Augen machte sie uns allerdings auch klar, dass es wahrscheinlich heute nicht klappen wird. Na toll, schon vorm Türsteher von der Hotel-Rezeptionistin gebounced. Der Sven Marquard von Köln wartete schon auf uns, um uns mit den folgenden Worten zu begrüßen: „LOL seid ihr dumm, 1,5 Stunden Wartezeit ihr Deppen, glaubt ihr, ihr könnt hier einfach reinmarschieren und euch oben hinsetzen, ne ne, guckt mal die ganzen People hier warten auch.“ Die Hotellobby war voll mit Girls, die nach ihrer anstrengenden Schicht bei Zara einfach mal die Seele baumeln lassen wollten, denn egal, wer dir das Herz gebrochen hat und wie lange es dauert bis es heilt, du schaffst es niemals ohne deine Freundinnen. Mit leiser Stimme fuhr er fort: „ Aber ich geb euch einen Tipp, Harrys New York Bar im Dorint Hotel. Viel besser, meine Meinung, ganz persönlich, aber nichts gegen den Laden hier, ist ja KLAR!“ Als er mir zuzwinkerte dachte ich, vielleicht ist es doch Zeit, das ganze Nachtleben endgültig an den Nagel zu hängen, um endlich Polizistin zu werden, wie mein Vater es immer wollte…
Draußen regnete es immer noch und ich kämpfte gegen den Impuls sofort mit der nächsten Rikscha zum Dorint zu fahren, als ich im Dunklen der Nacht ein weißes Licht sah. Bobby’s Bar leuchtete an einer Häuserecke. Das Logo sah genauso aus wie das von Bruno Banani und der Türsteher wie eine gut gealterte Mischung aus allen bisherigen Kandidaten vom Bachelor. Und wenn sich das McFit-Abo für irgendwen gelohnt hat, dann für die beiden Barkeeper. Der Türsteher in seinem schönen beigen Anzug lässt uns sogar rein, weil wir die ersten Gäste sind, oder sollte ich sagen V.I.P.s? Bobby ist übrigens der berühmteste Rosenverkäufer der Stadt und diese Bar die Erfüllung eines ganz großen Traums. Weil ich so experimentierfreudig drauf war, habe ich unseren süßen Kellner gebeten mir von den 6 Signatur-Drinks auf der Karte einen auszusuchen. Klar echte Geschäftsmänner nehmen dann den für 12,90 €, statt den für 9,90 €, das war abzusehen, nicht aber der Drink. „Harte Nuss Sour“ ein Sour mit Haselnussschnaps, wer sich nicht vorstellen kann wie das schmeckt, muss sich einfach ein Nutellabrot mit zwei Zitronenscheiben vor Augen rufen und genießen. Ganz klar ein Drink der Kategorie „Girly“, also Pluspunkt für den Service, dass ich nicht für einen Mann gehalten wurde. Denn offen gestanden, viele Frauen sieht man in dieser Bar nicht. Uns gegenüber saßen irgendwann 8 Männer und dank meiner guten Menschenkenntnisse konnte ich denen ihre Berufe an der Nasenspitze ablesen, also der Reihe nach: Versicherungskaufmann, Bankkaufmann, Betriebswirt, Personaltrainer, Verwaltungsfachangestellter, Fachlagerist und Fahrkartenkontrolleur, alle Single und jedes Wochenende in Bobby’s Bar, um wirklich sicherzugehen, dass sie auch Single bleiben. Dann wurde alles schwarz um uns herum und von der Faschisten-Warn-App auf meinem Handy bekam ich die Benachrichtigung, dass ich eine Risiko-Begegnung habe, Achim v. M. aka „Kölsche Jung“ kam rein. Milieugröße, Puffgänger, YouTuber und Gründungsmitglied vom Begleitschutz Köln e. V., die nach Silvester-Gate 2015/16 als Bürgerwehr durch die Altstadt patrouilliert sind. Wenn so jemand reinkommt, ist es ein klares Zeichen schnell zu gehen, bevor er dir sein Instagram-Bild mit Pietro Lombardi in der Rolex-Kurve zeigt. Aber wohin soll er auch gehen, jetzt wo das Pascha dicht machen musste?
Und draußen? Ja, da regnet es immer noch, und ganz ehrlich, in mir drinnen hat es auch angefangen zu regnen, aber heftig. Mit gesenktem Kopf und durchweichter Übergangsjacke über die Friesenstraße stolpern, schlimmer geht es eigentlich nicht. Im Päffgen war schon letzte Runde, fürs La Bodega bin ich nicht cool genug und vorm Irish Pub war eine extrem lange Schlange, aber ich glaube das war ein Bug, weil wer geht noch in Irish Pubs? Der einzige Ort, wo Platz für uns war, war unter einem Dachvorsprung neben dem Irish Pub. Dort haben E-Girls, die nicht mehr in die Lesbenbar reingekommen sind, TikToks gedreht. Und ich? Nur mit letzter Kraft konnte ich die Tränen zurückhalten. Was dann kam, war die traurigste Taxifahrt meines Lebens, das Radio war aus, aber in meinem Kopf lief „Fast Car“ von Tracy Chapman und die Regentropfen an der Scheibe erinnerten mich an jeden Fehler, den ich jemals begangen habe.
Wir waren auf dem Weg ins Image. Ob das Image geöffnet hat, erkennt man übrigens daran, dass es von außen so aussieht als wäre es geschlossen. Diese ausgeklügelte Taktik hält auch das Corona-Virus davon ab, reinzukommen. Falls es doch mal reinkommt, wird es direkt durch den dichten Zigarettenrauch abgetötet. Hier steht das L bei den AHAL-Regeln auch nicht für „Lüften“, sondern für „Loser“. Was soll ich sagen, da fühlt man sich direkt geborgen. Wirklich nichts sagt „zuhause“ wie ein Anschiss von Vivienne, weil man nicht vernünftig Hallo gesagt hat. Und Leute, da müsst ihr aufpassen, das ist ganz dünnes Eis, das passiert euch einmal, aber kein zweites Mal. Dann kam auch schon die erste Runde Kölsch und alle Sorgen waren verflogen. Ich dachte, vielleicht sind unsere Fehler das, was unser Schicksal ausmacht. Wie wäre unser Leben ohne sie? Wenn wir niemals vom Kurs abkämen, würden wir uns möglicherweise nie verlieben oder Kinder kriegen oder sein wer wir sind. Schließlich ändern sich die Jahreszeiten und die Stadt verändert sich auch. Leute kommen in dein Leben und gehen wieder, aber am Ende tut es gut zu wissen, dass man die Dinge, die man liebt, für immer in seinem Herzen trägt. Ich wusste das ist nicht die letzte Runde Kölsch… Da war ich mir ganz sicher…
In Worte zu fassen, was dann passiert ist, raubte mir tagelang den Schlaf. Ich musste mich zurückziehen und ganz tief in mich hineinhören, um überhaupt zu verstehen, dass das, was da passiert ist, Wirklichkeit war. Na gut, ich sags, im Image war das Bier leer, nicht nur das Kölsch, sondern auch das Pils im Kühlschrank, einfach alles. Nach den vielen Schlappen der Nacht hätte mich das eigentlich nicht mehr überraschen dürfen. War das der Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt? Die einzigen Alternativen für Bier im Image sind ein erlesener Wein aus Ba-Wü und KraWaKo, das ist Kranwasser-Korn, die “Skinny Bitch” für den kleinen Mann, der von Kohlensäure immer sofort Sodbrennen kriegt. Nach einer Flasche Wein war alles verziehen und ich war sicher, dass wenn ich das nächste mal komme, das Fass wieder voll ist. Kann ja mal passieren. Und das sag ich jetzt in lieb, aber das mach ich nicht nochmal…
Nach dieser Nacht habe ich eine Woche geweint und dann realisiert, dass ich doch noch Glauben habe, Glauben an mich selbst und den Glauben daran, dass es eines Tages wieder bergauf geht. Vielleicht muss man zurücklassen wer man war, um zu werden, wer man ist. Und überhaupt, Computer stürzen ab, Menschen sterben, Beziehungen gehen kaputt. Das beste was wir machen können ist durchatmen und neu starten, irgendwann in 2 Jahren.
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