Demonstrieren
10.03.2021 | Corona-Hobbies
Julius Vapiano
das ist eine unpassende überschrift, weil demonstrieren ist ja kein hobby. also es sollte keins sein, für mich ist es keins. es fällt mir immer sehr schwer zu demos zu gehen und ich muss mich richtig aufraffen. für manche ist es natürlich ein hobby, zb für den einen grauhaarigen mann, den ich bei allen demos sehe und der mir ein sozialistisches magazin verkaufen will.
ne also ich schreibe das, weil demos sind für viele ein festerer bestandteil vom leben geworden 2020. es gibt mehr bewusstsein dafür, dass es was bringen kann, bei den kölner art kids zb seit hambi, und es gibt sehr viel leider zum demonstrieren und ausserdem, weil es letzten sommer der einzige legitime anlass war..., seine freund*innen live zu sehen.
wir sind auf der hanau jahrestag gedenkfeier / demonstration am wiener platz. hinten die leute reden laut, und ich denke, bleibt halt zuhause. aber irgendwie nein, ihr seid ja eh nett, cool dass ihr da seid, aber es ist halt eine gedenk demo. die veranstalter*innen lassen leute zum thema rechter terror reden seit 1990 und haben einen betroffenen von dem nsu nagelbombenanschlag eingeladen, 2004 in der keupstrasse. danach wurde er monatelang von der polizei als verdächtiger beschattet. er sagt, wenn er uns alle, die ganzen menschen auf dem wiener platz, sieht, glaubt er wieder, dass es hoffnung gibt.
letzten sommer manchmal, es war so schön alle gesichter naja die halben, wegen maske, in echt zu sehen, und mit anderen stimmen zusammen was zu rufen und nicht nur gelähmt zu sein.
nach einer stunde gehen wir weg, weil wir so frieren, und steigen in die bahn. am anderen ende vom wiener platz prügeln polizist*innen auf einen sich spontan gebildeten demonstrationszug ein.